Beschreibung
Beschreibung
„Die gefragte Person ist der Erzähler, der nicht recht weiß, wer oder was er selbst ist. Die kommunistische Assimilation der am Leben gebliebenen Juden war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht weniger ungeschickt und falsch als die christlich-nationale Assimilation vor dem Krieg. Das Erwachen aus Letzterer war tödlich, aus der anderen ironisch. Viele der in den Fünfzigerjahren geborenen ungarischen Juden wussten (teils weil die Eltern Mitglieder der kommunistischen Partei waren, teils weil diese ihre Kinder vor der Heimsuchung der Diskriminierung schützen wollten) bis ins jugendliche Alter nicht, dass sie selbst Juden waren. Sie spürten nur, dass sie und auch die Welt um sie herum irgendwie merkwürdig waren und dass hinter dem Wort Jude ein beängstigendes Geheimnis steckt. Gábor Németh erinnert sich in reichen Bildern an die ärmliche, gegenständliche Welt der Zeit, an ihre vorzüglichen Torheiten, und führt diese dichterische Entdeckungsreise, der ich mit dankbarer Neugierde gefolgt bin, mit hervorragendem Humor durch.“ (György Konrád)
Die Originalfassung von Bist du Jude? – Zsidó vagy? – erschien 2004 im Verlag Kalligram, der auch die slowakische Übersetzung herausgebracht hat. Der Roman hat bis heute drei Auflagen erreicht.
Details und Inhalte
Druckausgabe
Autor
Gábor Németh
Pressestimmen
„Mit seinem besonderen, von Terézia Mora glänzend ins Deutsche gebrachten Sprachwitz, manchmal ironisch-bitter, manchmal anrührend, etwa in den Sequenzen um die sterbende Mutter, erzählt der 1956 geborene Németh beunruhigend von der Fremdheit in der Welt.“
– NZZ
„Literarisch und sprachlich raffiniert springt Gábor Németh von einer Erinnerung zur anderen, variiert das Tempo, gibt sich selbst die Stichworte für Exkurse und Ereignisse. Übersetzt hat das Buch Terézia Mora, selbst Schriftstellerin – und das spürt man: Sie schafft es, dem schmerzlichen Leben des Ich-Erzählers so messerscharf Ausdruck zu verleihen, dass man es nach der Lektüre nicht mehr vergisst.“
– Martin Becker, Deutschlandradio Kultur
„Ein ergreifender, raffinierter Kindheitsspiegel.“
– Alexander Kluy, Jüdische Allgemeine
„Eine Geschichte der Traumata, kindlicher Leiden in und an einer unverständlichen, unverständigen Erwachsenenwelt ist dieses von der Literatin Terézia Mora wundervoll einfühlsam übersetzte Buch, das sich Roman nennt, aber wohl eine Autobiografie ist. Auch wenn der Autor im Gespräch selbst versichert, gar kein Jude zu sein. ‚Jude‘, das sei für ihn eine Metapher für ‚ein Gefühl des Andersseins, für Einsamkeit, für Erniedrigte und Beleidigte‘.“
– Anita Pollak, wina – das jüdische Stadtmagazin
„In seinem autobiographischen Roman nennt er die Dinge nun allerdings ganz offen bei ihren Namen. Krankheitsbedingt war er jahrelang als Schüler vom Sport ‚befreit‛ gewesen. In dieser Zeit, die er allein im Klassenzimmer absitzen musste, hat er gelernt, sich die Dinge sehr genau anzuschauen und darüber nachzudenken. Die ‚Sehschärfe‛, die er dabei entwickelte, kommt ihm jetzt als Autor zugute. Er legt auf alle Dinge den Zeigefinger und erzählt uns, was dahinter steckt. Mit größter Genauigkeit findet Terézia Mora diesen trockenen Ton, der den Witz scharf anschneidet, in ihrer Übersetzung.“
– Beatrice Simonsen, Buchkultur
Auszeichnungen
2005 erhielt Gábor Németh für Bist du Jude? den Márai-Sándor-Preis.