Es war natürlich nicht Liebe auf den ersten Blick, aber dieser Zusammenstoß beeindruckte beide. Annemarie war zuerst recht verärgert, als dieser junge, keuchende und schwitzende Mann an ihr klebte, und Johann war es zunächst unangenehm, von einer Frau so abgebremst zu werden. Lieber wäre er in eine Mauer gelaufen. Aber sie kamen ins Reden. Annemarie erzählte, was so vorgefallen war, wie sie die Hakenkreuzler verprügelt hatten, und Johann spielte den Verärgerten, der trotz der Eile zu spät zur Auseinandersetzung gekommen war. Am nächsten und auch am übernächsten Tag trafen sie sich wieder.
Der Vorfall beim Gasthaus Goldener Bär, der sich noch über Stunden hinzog – spätabends kam es in Innsbruck sogar noch zu weiteren Auseinandersetzungen –, war auch Tage später noch in aller Munde und ging schließlich als Höttinger Saalschlacht in die lokale Geschichte ein. Ein SA-Mann kam dabei durch ein Messer zu Tode und wurde in einer groß angelegten Trauerfeier zu Grabe getragen. Beide Seiten hatten einige Verletzte, und etliche mussten ins Krankenhaus. Thusnelda blieb eine Narbe an der Stirn. Der Innsbrucker Bürgermeister Dr. Stumpf verurteilte die Ereignisse und sprach von einer schweren Schädigung des Tiroler Fremdenverkehrs und der Tiroler Wirtschaft und von seiner Entschlossenheit, derartige Katastrophen zukünftig zu verhindern.