Prolog
In jenen Jahren kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert zählt Crescentia Flendrovsky, genannt Cenzi, zu den schnellsten Frauen Wiens. Ihr Fahrrad wiegt rund 16 Kilogramm. Es ist kein herkömmliches Fahrrad, keines der Modelle, wie es für Frauen und Mädchen vorgesehen ist, mit gesenktem Oberrohr, damit es mit den weiten Röcken besser bestiegen werden kann. Es ist eine Renn- und Tourenmaschine. Schwarz, stählern und mächtig, ohne Gangschaltung und Freilauf. Die gepflasterten Straßen der Stadt gehören Cenzi, die Parkwege, die sandigen Landstraßen im Wienerwald. Die Rennbahnen vom Prater über Mödling bis Triest, die Velodrome von Wien bis Berlin sind ihr Revier. Cenzi ist Rennfahrerin, davon gibt es zu ihrer Zeit nicht viele. Fahrradfahren ist ihre Leidenschaft, dafür lebt sie und dafür ist sie sogar bereit zu sterben.