Walter Buchebner: du hast so etwas gewisses wien
du hast so etwas gewisses wien
das mich reizt
das mir alpdruck macht die ganze nacht
wenn ich dich seh auf schwarzroten pneus
im konjunkturgehäuse
wenn du angibst in speck und weißer weste
in frack und orden
unverdient und lächerlichdu hast so etwas gewisses das mich reizt
wenn du bankkontentoll in der airlinemaschine
über mich wegbraust in grillenklirrender
pseudopolitischer kleinstadtnacht
ich schau weg
wenn ich dich an maiabenden seh
am strich mit nacktem nylonknie
prostituiert für touristendu hast so etwas gewisses wien
das mich reizt
ich bin zwar nicht scharf auf bomben
oder ein loch im rock nahe dem herzen
aber ich bin scharf auf eine heimatstadt
die den kopf nicht in ihren fettwanst steckt
die sich nicht betäubt
an einem dunkelhäutigen wohlstandsabend
Maria Seisenbacher: [von der Welt]
hinter zugezogenen Vorhängen
lauert Unbekanntes
ein schmaler Streifen Welt liegt vor
der Tür
beim Öffnen huscht er
beinahe unverwundet ins Haus
aus: Maria Seisenbacher: Zwei verschraubte Plastikstühle
Catharina Kirsch: Was noch bleibt
Um den Hals legt sich das Nichts
ich trage es wie einen Schal
Die Wucht des Abschieds
verzerrt unser Sprechen
aus: Catharina Kirsch: Steine wachsen
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