»Ich muss den Text begreifen«, sagte meine Freundin, als ich sie bat, etwas von mir zu lektorieren und sie daraufhin nach einem Ausdruck gefragt hat. Den Text begreifen – das ist immer auch etwas Sensorisches; begreifen hat mit Anfassen zu tun. Wenn jemand sagt, E-Books zu lesen sei dasselbe wie ein gedrucktes Buch zu lesen, kann das schon deshalb eigentlich nur falsch sein. Oder?
Klar ist: anders ist nicht schlecht, und eine Veränderung hin zum Neuen bringt neben einem kleinen Abenteuer auch viele tolle Möglichkeiten mit sich. Wir haben uns vor einer Weile dazu entschieden, neben den gedruckten Büchern auch E-Books zu produzieren. Es gibt nun einige Titel aus den vergangenen Programmen und natürlich die Neuerscheinungen. Bisher in digitaler Form erschienen:
- Thomas Antonic, Janne Ratia: Joe 9/11
- Thomas Antonic, Janne Ratia: Der Bär im Kaninchenfell
- Andrea Drumbl: Narziss und Narzisse
- Andrea Drumbl: Die Vogelfreiheit unter einer zweiten Sonne, weil die erste scheint zu schön
- Sebastian Fust: Dubrovnik Turboprop
- Philipp Hager: Im Bauch des stählernen Wals
- Izy Kusche: Und dann lynch‹ ich deinen Hummer!
- Jörg Mauthe: Die große Hitze
- Elena Messner: Das lange Echo
- Ulrike Schmitzer: Die falsche Witwe
- Ulrike Schmitzer: Es ist die Schwerkraft, die uns umbringt
Die Behauptung, dass ein neues Zeitalter angebrochen ist, wäre zugegeben etwas vermessen – wir sind schließlich schon längst digitalisiert. Viele Leserinnen und Leser haben bereits mit der Epoche abgeschlossen, in der man sich beim Lesen hin und wieder am Papier geschnitten hat. Eine Handtasche gekauft hat, in der – man weiß ja nie, wie lang die U-Bahn-Fahrt dauert – auch David Foster Wallaces gigantischer Roman »Infinite Jest« Platz hat, oder die vierbändige Ausgabe von »Krieg und Frieden«. In der man sich oft genug dabei erwischt hat, an einem neuen Taschenbuch zu riechen und sich zu denken: gar nicht übel, diese Druckerschwärze und der Leim. Nicht nur für Leserinnen und Leser fühlt sich ein E-Book anders an. Auch für das Schreiben tun sich durch das neue Medium neue Möglichkeiten auf, ganz zu schweigen von der optischen Gestaltung des Buchs. Paul Valéry meinte schon 1934 in »Pièces sur l’art«: Man muß sich darauf gefaßt machen, daß so große Neuerungen die gesamte Technik der Künste verändern, dadurch die Invention selbst beeinflussen und schließlich vielleicht dazu gelangen werden, den Begriff der Kunst selbst auf die zauberhafteste Art zu verändern.« Das ist mal visionär. Wir freuen uns auf die Zukunft!