Lisa Nowak veränderte alles. Die NASA-Astronautin hatte den Psychologen vorgeführt, dass sie absolut nichts über die Psyche ihrer Astronauten wissen. Im einen Moment noch die Vorzeige-Astronautin des Space Shuttles »Discovery«, eine Bordingenieurin auf der Internationalen Raumstation, zusammen mit dem deutschen Astronauten Thomas Reiter. Im nächsten Moment die liebeskranke Irre. Lisa Nowak. Mutter von drei Kindern. Verliebt in den Shuttle-Piloten William Oefelein, Bill. Zwei Jahre jünger als sie. Die Liebe muss geheim bleiben, Nowak ist verheiratet. Doch Lisa findet heraus, dass Bill auch in E-Mail-Kontakt mit einer anderen Frau steht. Die Rivalin lebt 1.500 km von Houston/Texas entfernt, in Orlando/Florida. Nowak legt sich Perücke, Sonnenbrille, Trenchcoat zu, fährt nach Florida und verfolgt ihre Rivalin. Sprüht Pfefferspray durch den Schlitz in deren Autoscheibe. Die Rivalin kann fliehen, alarmiert die Polizei. Die Beamten finden Latexhandschuhe, eine Luftdruckpistole, ein Messer und einen Metallhammer in Lisa Nowaks Auto. Und von Lisa entwendete Liebesbriefe der Nebenbuhlerin an Bill. An »ihren« Bill.
Eine Astronautin ist nicht wie andere Frauen: Nowak trägt Windeln, um auf der 1.500 Kilometer langen Autofahrt von Houston nach Orlando keine Pause einlegen zu müssen. So wie das Astronauten auch bei Starts und Landungen tun. Im Auto findet die Polizei noch ein chinesisches Glückskeks mit dem Orakel »Der kommende Monat bringt Veränderungen in Ihr Leben.« Darf eine Astronautin an Orakel glauben?
Nowak drohte zunächst eine Anklage wegen Mordversuchs und versuchter Entführung und damit eine lebenslange Haft. 2009, drei Jahre später, fiel das Urteil: ein Jahr auf Bewährung wegen versuchter Entführung, bewaffneten Diebstahls und Körperverletzung, die Mordanklage wurde fallen gelassen. 2011 wurde sie unehrenhaft aus der Marine entlassen. Oefelein schied schon im Juni 2007 aus der NASA aus.
Ulrike Schmitzer lebt als Autorin und Wissenschaftsredakteurin (Ö1) in Wien. »Kiras Lexikon der Astronautenfehler« ist ihrem Roman »Es ist die Schwerkraft, die uns umbringt« entnommen.