Eine Roadnovel vom Ende der Straße, eine Geistergeschichte ohne Geister, ein Wüstentagebuch
Für den Autor und Journalisten Wolfgang Popp scheinen Reisen und Schreiben mittlerweile untrennbar miteinander verbunden zu sein. Kein Wunder, hat der Ö1-Kulturredakteur doch mehrere Jahre als Studienreiseleiter im Fernen Osten verbracht. In seinem viel gelobten Episodenroman Die Verschwundenen schickt er seine Protagonisten unter anderem nach Cambridge, Delphi, Sri Lanka und an den Amazonas – und an jeden dieser Orte kommt man als LeserIn gerne mit. Mit viel Gespür und feinem Sinn für Details lässt Popp jedes noch so kleine Städtchen lebendig wirken.
Auf dem Hauptplatz pulsiert das Leben, laute Musik und drängende Menschen, die alle nicht aussehen, als wären sie gerne hier. Aber alles wahrscheinlich besser als das Nichts der Wüste. Noch ein letztes Mal ein Supermarkt mit vollen Regalen, noch ein letztes Mal ein weiches Bett und noch ein letztes Mal umringt sein von Gesichtern, bevor es losgeht. Dabei habe ich das unterschwellige Gefühl, Guelmim verkleidet sich nur als Zivilisation und die Wüste hat hier eigentlich schon begonnen. (aus Wolfgang Popp: Wüste Welt)
In seinem heuer erschienenen Roman Wüste Welt stellt Wolfgang Popp dieses Geschick erneut unter Beweis. Alleine die Fotos, die er von seiner Recherchereise aus Marokko mitgebracht hat, wecken Reiselust und Urlaubslaune.
Um entspannten Urlaub geht es in Wüste Welt jedoch weniger. Vielmehr schickt der Autor darin einen Wiener Musiker in einen abenteuerlichen Roadtrip durch halb Marokko. Abenteuerlich auch deshalb, weil dieser seinen Bruder finden möchte, der ihm immer ein paar Schritte voraus zu sein scheint und eine Art Schnitzeljagd inszeniert hat. Und das Marokko, das der Ich-Erzähler zu sehen bekommt, ist ein anderes, als man es aus Prospekten und Filmen kennt, fernab vom bunten Treiben in den Souks. Der Erzähler verbringt die meiste Zeit als zufälliger Reisebegleiter eines Hippie-Paares in deren altem Bus, der sich wacker durch die Wüste kämpft. Die Route, die vom kleinen Bruder vorgegeben wird, wird unterbrochen von skurrilen bis amüsanten Begegnungen und Ereignissen.
Wüste Welt ist Verfolgungsjagd, Familiengeschichte und Abenteuerroman zugleich. Klassischen Genrezuschreibungen hat sich Wolfgang Popp schon in seinen beiden letzten Büchern entzogen. Der Autor und Journalist schließt mit dem Roman Wüste Welt seine »Trilogie des Verschwindens« ab. Zuvor hatte er sich schon in dem literarischen Krimi Ich müsste lügen (Folio Verlag) und dem Episodenroman Die Verschwundenen (Edition Atelier) mit dem Thema »Verschwinden« auseinandergesetzt.
Lust zum Reinlesen bekommen? Auf der Website des Verlages gibt es eine Leseprobe und »mehr Infos zu Wolfgang Popp und seinen Romanen. (Fotos © Wolfgang Popp)
Wolfgang Popp: Wüste Welt
Roman
160 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
19 Euro
ISBN 978-3-903005-14-3
E-Book: 12,99 Euro
ISBN 978-3-903005-92-1
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