Sie war Autorin und Feuilletonistin, Schauspielerin und Kabarettistin, Vizepräsidentin des Bundes demokratischer Frauen und Mitglied des Österreichischen Friedensrates – vor allem war Lina Loos (1882–1950) aber eines: die silberne Dame der Kaffeehausliteratur. Eine Bezeichnung, die sie ihrem Bewunderer Peter Altenberg zu verdanken hat. Geboren als Carolina Catharina Obertimpfler machte sie sich schon in jungen Jahren einen Namen in Wien.
Ab 1904 veröffentlichte Lina Loos regelmäßig journalistische und literarische Texte in diversen Magazinen und Zeitungen. 1947 erschien Das Buch ohne Titel, in dem sie geistreich und pointiert erlebte Geschichten erzählt und sich als scharfsinnige Kritikerin ihrer Zeit beweist. Nur durch zwei Bücher wurde die vielseitige Künstlerin zum festen Bestandteil im österreichischen Kulturpanorama. Heute, an ihrem 70. Todestag, werfen wir einen Blick in das Buch Du silberne Dame Du. Briefe von und an Lina Loos, das mithilfe von zahlreichen Briefen und Kommentaren ihrer Mitmenschen ein lebendiges Bild der vielgeliebten Schriftstellerin zeichnet.
Die 2016 neu aufgelegte Anthologie vervollständigt das Porträt dieser außerordentlichen Frau und entwirft dabei ein Bild eines durchaus erfüllten Lebens: Lina Loos saß am Peter-Altenberg-Stammtisch, wurde von Joseph Roth mit einem Buch beschenkt, regte Arthur Schnitzler zu einem Theaterstück an, plauderte mit Berta Zuckerkandl im Salon, diskutierte mit Vicki Baum über Literatur und ließ sich von ihrem (kurzzeitigen) Ehemann Adolf Loos über Architektur belehren. Sie war Vertraute, Freundin, Lehrerin und Schülerin unzähliger beeindruckender Persönlichkeiten. Liest man die Briefe, die sie empfangen hat, wird klar, welch besondere Stellung die Autorin bei ihren Zeitgenoss*innen einnahm:
Meine süße, große, herrliche Frau! Ich sprach neulich mit Altenberg über Dich und sagte: Sie ist die Weisheit dieser Welt. Sie hat nichts gelernt und weiß doch alles. Sie hat nichts gelesen und fühlt alle Schmerzen, die die Dichter dieser Erde beschrieben haben. […] Woher kommst Du, Du Einzige? (Brief von Adolf Loos)
Solche an Lina Loos gerichteten Briefe ermöglichen den subjektiven Blick ihrer selbst und lassen Leser*innen auf diese Weise ein Stück ihres Lebensweg gehen. Wer eintauchen möchte in das Wien ihrer Zeit, kann hier das Vorwort zur Anthologie von Adolf Opel lesen. Sowohl Du silberne Dame Du als auch Das Buch ohne Titel sind nach wie vor im Handel erhältlich.