Am 23. April 1967 startete Wladimir Michailowitsch Komarow – Mitglied der Ersten Kosmonautengruppe der Sowjetunion – das Raumschiff Sojus 1 vom sowjetischen Weltraumbahnhof Baikonur. Komarow wusste wie viele andere auch, dass die Sojus noch nicht reif war für die bemannte Raumfahrt. Er sagte zu seinen Freunden, dass er bei der Mission sterben würde. Doch er musste starten: Trat er zurück, würde sein enger Freund Juri Gagarin als Ersatzmann starten müssen. Obwohl mehr als 200 Technikprobleme protokolliert wurden, ordnete Staatschef Leonid Iljitsch Breschnew ein besonderes Ereignis an: Zwei Kosmonauten sollten von einem Raumschiff zum anderen überwechseln. Juri Gagarin versuchte seinen Promistatus zu nutzen und schrieb ein umfassendes Memorandum, in dem er die Mängel aufzeigte und um einen Aufschub des Starts bat. Doch seine Warnungen blieben ungehört. Komarow führte während des Fluges Funkgespräche mit dem damaligen Premierminister Alexei Kossygin und seiner Frau Walentina. Daneben verlas er eine Grußbotschaft an das sowjetische Volk. Doch dann tauchten Stabilisationsprobleme auf, zahlreiche Fehlfunktionen machten die Lage gefährlich. Amerikanische Abhörstationen fingen Gerüchten zufolge die letzten Funksprüche auf. Sie wollen gehört haben, wie Komarow schrie und die Menschen verfluchte, die ihn in ein »verpfuschtes Raumschiff« gesetzt hätten. Komarow leitete am 24. April 1967 nach 18 Erdumkreisungen den Landevorgang ein. Der Fallschirm der Landekapsel entfaltete sich nicht, der Reserveschirm verfing sich mit dem Hilfsschirm. Komarow stürzte ungebremst auf die Erde, sein Körper schmolz beim Aufprall. Er war der erste Mensch, der bei einer Weltraummission starb.
Ulrike Schmitzer lebt als Autorin und Wissenschaftsredakteurin (Ö1) in Wien. »Kiras Lexikon der Astronautenfehler« ist ihrem Roman »Es ist die Schwerkraft, die uns umbringt« entnommen.