Wir trauern um Ilse Tielsch, die am 21. Februar, einen Monat vor ihrem 94. Geburtstag, in Wien verstorben ist.
Wir haben Ilse Tielsch über ihren Freund, den unvergessenen Adolf Opel (1935–2018) kennengelernt, der uns ihren Roman »Das letzte Jahr« ans Herz gelegt hat. Sie lässt darin das Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht eines neunjährigen Mädchens, das mit seiner Familie in einer südmährischen Stadt lebt, Revue passieren. In den 1980er-Jahren hatte sich Ilse Tielsch bereits als Lyrikerin einen Namen gemacht, um dann mit ihrem Opus Magnum, einer autobiografischen Romantrilogie, über die Grenzen des Landes Bekanntheit zu erlangen. Eindringlich zeichnet sie darin den Weg einer sudetendeutschen Familie nach – beginnend von der Ahnenforschung, die bis ins 16. Jahrhundert zurückführt, über die Flucht während des Zweiten Weltkriegs nach Österreich bis hin zum Wiederaufbau eines neuen Zuhauses in der Nachkriegszeit. Ilse Tielsch war eine der größten österreichischen Erzähler:innen des 20. Jahrhunderts, vor allem haben uns aber die Mitmenschlichkeit und ihr Wunsch nach Völkerverständigung, die sich durch jedes dieser vier Bücher ziehen, beeindruckt. So werden wir sie in herzlicher Erinnerung behalten, dankbar für die Begegnung und ihr Vertrauen. Mit Mitgefühl denken wir auch an ihre Familie und die ihr nahen Menschen.