Zigarettenlange Blitzinterviews mit AutorInnen & ÜbersetzerInnen
#2 EVA SCHÖRKHUBER
1. Welches Buch hast du noch immer nicht gelesen?
» Allein das Nachdenken über diese Frage bewirkt schon, dass ich mit gemischten Gefühlen an all jene Bücher denke, die ich einmal oder schon immer habe lesen wollen, die aber noch immer oder noch immer nicht darauf warten, gelesen zu werden. (Die einen, die immer noch darauf warten, stehen herum in meiner Wohnung, sie winken und lächeln mir manchmal zu; die anderen, die noch nicht in meinen Regalen stehen, sind aufdringlicher – sie rufen mir in den Buchhandlungen oder in den Bibliotheken zu, oft vorwurfsvoll, selten aber manchmal auch gebieterisch). Gemischt sind die Gefühle dabei, beim Nachdenken über diese Frage, da ich mich (fast reflexartig und vor allem mit dem berufsbedingt gebotenen Selbstvorwurf) frage, was ich denn mit meiner Zeit eigentlich so mache, wenn ich dieses oder jenes Buch noch immer nicht gelesen habe. Auf der anderen Seite gibt es auch eine leise zitternde Vorfreude angesichts all der Titel, all der Texte, die noch vor mir liegen, die ich noch lesen werde (oder auch nicht). Eines jener Bücher, das mir schon jahrelang aus den Regalen in meiner Wohnung zulächelt, ist eine französische Übersetzung von Pessoas Livro Do Desassossego (»Buch der Unruhe« // »Livre de l’Intranquillité«) – ich blättere manchmal darin und freue mich auf die Zeit, in der ich es – tja, in Ruhe 😉 – lesen werde.
Und zu den Büchern, die mir oft vorwurfsvoll aus den Buchhandlungen und Bibliotheken zurufen, zählt (ja ja, unter vielen anderen) Thomas Pynchons »Enden der Parabel«.
2. Welches Buch hast du zuletzt verschenkt?
» Das ist einfach: Maja Haderlap »Engel des Vergessens«
3. Welcher Song darf auf dem Soundtrack zu deinem aktuellen Buch nicht fehlen?
» Davon gibt es einige – zum Beispiel:
von den Playbackdolls »Pocket Dream« (auf ihrem aktuellen Album Delightful Songs):
von Alex Miksch »Vegl« (vom Album Zänd Zamm)
und von Calexico »News about William«:
4. Stell’ dir vor, dein Buch wird verfilmt – welche Schauspielerin, welcher Schauspieler soll die Hauptrolle übernehmen?
» Tatsächlich macht es Spaß, sich zu überlegen, welches Gesicht zu den Figuren passen könnte, passen würde.
Nach einigen Überlegungen und Recherchen bin ich zu folgendem Cast gekommen:
Valerie – Charlotte Gainsbourg
Roland – Benoît Magimel
Doris – die etwa fünfunddreißigjährige Isabelle Huppert
Evelyn – Barbara Schultz
5. Kennt deine Buchhändlerin, dein Buchhändler deinen Vornamen?
» Ja. Seit vielen Jahren gehe ich in diese Buchhandlung im 9. Bezirk und ziehe dort immer dieselben Kreise: Von den Tischen mit den Neuerscheinungen wandere ich ins Philosophie-Antiquariat, dann schau’ ich kurz bei den französischsprachigen Büchern vorbei, um mich schließlich länger im Belletristik-Aniquariat aufzuhalten. Dort fallen mir dann auch immer wieder Titel ein, die zur gerade aktuellen Arbeit undoder zu meiner Stimmung passen: Finde ich diese bestimmten Titel nicht im Antiquariat, gehe ich zu den neuen Büchern und suche sie dort. Es ist öfters vorgekommen, dass ich den Buchhändler nach einem Titel gefragt habe (ob er ihn zufällig da hat oder ob er ihn mir bestellen könnte) und er mich zurückverwiesen hat aufs Antiquariat – er habe ihn bestimmt antiquarisch und werde mir schnell suchen helfen. Zum Abschluss schaue ich immer noch (ach, meistens nur kurz, denn die Preisfragen sind dort sehr oft virulent) in die Theorie-Ecke, zu den schönen philosophischen, soziologischen und politikwissenschaftlichen Bänden.
Der Roman: »Quecksilbertage«